„Deportation” und „Deportierte”

Definition der Begriffe

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In der Zeit zwischen der Krise im Sommer 1943 und der Befreiung wurden etwa 800.000 Italiener (die überwiegende Mehrheit davon Männer, aber auch einige Tausend Frauen) (fast alle unter Zwang) in das Gebiet des Dritten Reiches überführt. Dort kreuzte sich ihr Schicksal mit dem von weiteren 100.000 Landsleuten, die in den Jahren zuvor (ab 1938) auf der Grundlage zwischenstaatlicher Abkommen zwischen Rom und Berlin nach Deutschland gekommen waren, nach dem 25. Juli 1943 jedoch gegen ihren Willen von den nationalsozialistischen Behörden festgehalten wurden. Mit dem Zusammenbruch des Naziregimes und dem Ende des Krieges in Europa im Mai 1945 mussten diese 900.000 Menschen, oder besser gesagt, diejenigen, die noch am Leben waren, die Schwierigkeiten einer langsamen und ermüdenden Rückkehr in ein Heimatland auf sich nehmen, das oftmals nicht einmal daran interessiert war, ihre zudem sehr unterschiedlichen Geschichten anzuhören und diese in die nationale Geschichte zu integrieren. So kam es, dass sich in der öffentlichen Meinung eine allgemeine Verwendung der Begriffe „Deportierte” und „Deportation” durchsetzte, und Letzterer mit dem Zwangstransfer aus dem besetzten Italien nach Deutschland gleichgesetzt wurde. Die Verbreitung von Nachrichten über das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager und von deren Namen (insbesondere Auschwitz, Dachau, Mauthausen, wobei die letzten zwei in Italien häufig fälschlicherweise als „Matausen” bzw. „Dakàu” ausgesprochen werden) führten zu einer zweiten, noch schwerwiegenderen begrifflichen Verzerrung: alle „Deportierten” (in der oben erwähnten Bedeutung im weiteren Sinne) haben das Leben in den Lagern kennengelernt und benutzten den deutschen Begriff, der nach dem Zweiten Weltkrieg in den allgemeinen ital. Sprachgebrauch aufgenommen und fälschlicherweise als Synonym für Konzentrationslager, abgekürzt KL oder KZ, verwendet wurde. Infolgedessen kam es zu einem Rückschluss, bei dem davon ausgegangen wurde, dass jeder, der sich vom Herbst 1943 bis zum Ende des Krieges in Deutschland aufgehalten hatte, die Schrecken eines Konzentrationslagers kannte; außerdem wurde dieser Begriff unmittelbar mit „Vernichtungslager” gleichgesetzt, was eine weitere Ungenauigkeit darstellt.