Die deutschen Pläne für ein Jagdflugzeug, dessen erste Planungen auf das Jahr 1939 zurückgingen, konkretisierten sich 1943, als die Gegend um Kahla (Thüringen) ausgewählt wurde, weil dort die besten logistischen Voraussetzungen für die Verwirklichung des Projekts herrschten, das dann ab Juli 1944 verwirklicht wurde. Der Bau des Komplexes, der sowohl Industrieanlagen als auch Wohnräume für das Personal umfassen sollte, wurde von Fritz Sauckel beschlossen, der die Gruppe REIMAHG (Akronym für Reichsmarschall Hermann Göring) gründete und der anordnete, dass die Arbeiten „so schnell wie möglich und ohne jegliche Skrupel” durchgeführt werden sollten. Von der Eröffnung der Baustelle am 11. April 1944…
Obwohl die italienischen Zivilarbeiter im Dritten Reich sehr zahlreich waren, hat diese Tatsache im öffentlichen Gedächtnis des postfaschistischen Italiens keinen entsprechenden Platz gefunden und wurde bei den Entschädigungsmaßnahmen für Opfer und Verfolgte, die von den aufeinanderfolgenden Regierungen zunächst im „Königreich des Südens” und dann in der Republik beschlossen wurden, nicht einmal berücksichtigt. In Hinsicht auf die Entschädigungen hatte man beschlossen, die Freiwilligkeit zum Kriterium zu machen: Doch angesichts der praktischen Unmöglichkeit, diejenigen zu identifizieren, die freiwillig Arbeitsangebote im Reich angenommen hatten, und von denjenigen zu trennen, die Opfer von Zwangsmaßnahmen geworden waren, wurde an hoher Stelle beschlossen, keine der beiden…
Am 30. März 1943 wurde das ital. Königliche Gesetzesdekret RDL 123 erlassen (veröffentlicht im ital. Amtsblatt Nr. 73 vom 30.3.1943). Laut Gesetz „erhalten die Angestellten der öffentlichen Verwaltungen und alle Bürger, die, ohne im Militärdienst zu stehen, auf der Grundlage von Mobilmachungsdokumenten den von ihren jeweiligen Stäben für Kriegseinsätze mobilisierten Kommandos, Abteilungen oder Diensten der Land-, See- und Luftstreitkräfte zugewiesen werden, von Rechts wegen den Status von Militarisierten”.Die Militarisierung bedeutete die Unterwerfung unter das Militärstrafrecht, d.h. unter die Regeln der militärischen Disziplin, die für die Streitkräfte galten, in denen sich die militarisierte Person befand. Als Gegenleistung bekamen sie eine spärliche…
Die gesamte Palette der zuvor im besetzten Europa angewandten Maßnahmen (Angebot attraktiver Arbeitsverträge, Einberufungen nach Altersgruppen, Razzien auf dem Lande und in den Städten) kam in Italien zum Einsatz, wobei die Maßnahmen je nach Gebiet zum Teil unterschiedlich miteinander kombiniert wurden. Selbst Operationen, die von den Besatzern in erster Linie zu anderen Zwecken konzipiert wurden, wie z. B. Razzien zur Bekämpfung von Partisanen oder Massenverhaftungen in Gebieten hinter der Front, um die Zivilbevölkerung zu schützen, wurden zur Gewinnung von Arbeitskräften eingesetzt. Dabei wurde in Italien eine Praxis eingeführt, die im nationalsozialistischen Deutschland schon seit langem üblich war: Man verfolgte das…
Dadurch, dass Benito Mussolini das britische Angebot ablehnte, Italien mit der für seine Wirtschaft notwendigen Kohle zu versorgen, da die deutsche Kohle aufgrund der von London selbst verhängten Seeblockade nicht mehr auf dem Seeweg nach Italien transportiert werden konnte, machte das monarchisch-faschistische Regime zwischen Februar und März 1940 jede Chance zunichte, sich aus dem Bündnis mit dem Nationalsozialismus zu lösen. Stattdessen nahm das Regime Hitlers Vorschlag an, über eine Million Tonnen Kohle pro Monat ausschließlich auf dem Landweg nach Italien zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt war der Eintritt Italiens in den Krieg nur noch eine Frage der Zeit. Die Probleme…
Italien war die Wiege des faschistischen politischen Modells, das sich nach 1922 über die Landesgrenzen hinaus durchsetzen und ausbreiten sollte. In Deutschland wurde dieses Modell ab 1933 mit extremer Radikalität aufgenommen und umgesetzt. Obwohl das monarchisch-faschistische und das nationalsozialistische Regime durch geopolitische und wirtschaftliche Interessenkonflikte getrennt waren, die insbesondere Österreich und allgemein den Balkan-Donau-Raum betrafen, konnten sie nicht umhin, sich zu einem politischen Projekt zusammenzuschließen, das auf die Zerstörung des internationalen Gefüges und des aus dem Ersten Weltkrieg und den nachfolgenden Friedensverträgen resultierenden Kräftegleichgewichts abzielte. Das deutsch-italienische Abkommen nahm ab 1934 Gestalt an, kurioserweise zur gleichen Zeit wie die politischen…
Der Einwanderungsstrom italienischer Arbeitskräfte über den Brenner nach Deutschland in den Jahren 1938 bis 1942 hatte seinen Ursprung im wirtschaftlichen Bedarf, der auch mit den Vorbereitungen auf den bevorstehenden Krieg zusammenhing. Dieser zwang Deutschland dazu, Arbeitskräfte zu finden, um die Nachfrage in allen Produktionsbereichen zu decken: von der Landwirtschaft bis zur Industrie, vom Bauwesen bis zum Bergbau. Deutschland, das sich nach der so schweren Wirtschaftskrise der Jahre 1929-1932, die Hitler und dem Nationalsozialismus die politische Machtübernahme ermöglichte, in einem starken wirtschaftlichen Aufschwung befand, benötigte zusätzliche Arbeitskräfte. Zur gleichen Zeit hatte Italien mit einem vom Regime völlig ungelösten Problem zu kämpfen:…
Eine dritte und zahlenmäßig kleinere Gruppe, die nach heutigem Stand der Forschung 40.517 Personen umfasst, sind diejenigen, die aus Italien deportiert und in das eigentliche, von der SS-Struktur geleitete NS-Konzentrationslagersystem gebracht wurden. Ausschließlich diese Gruppe sollte als „Deportierte” bezeichnet werden, denn dadurch wird die Bedeutung des Begriffs „Deportation” auf die „Deportation in NS-Konzentrations- und Vernichtungslager” beschränkt. Auf diese Weise können die einzelnen Teile im sehr komplexen Gesamtbild der Ereignisse der nach dem Waffenstillstand nach Deutschland zwangsumgesiedelten Italiener zusammengesetzt werden. Die Kategorie „Deportation” muss jedoch noch weiter aufgeschlüsselt werden, denn das NS-Konzentrationslagersystem bestand ab der zweiten Hälfte des Jahres 1941 aus…
Eine zweite, etwa 100.000 Personen zählende Gruppe umfasste die nach dem 8. September 1943 nach Deutschland gebrachten Arbeiter; von diesen hatte ein kleiner Teil (einige Tausend) ein Angebot für eine Beschäftigung im Reich angenommen. Die Stellenangebote wurden damals durch die von Fritz Sauckel, dem Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA), im besetzten Italien eröffneten Büros verbreitet. In diesem Fall kann man also nicht von einem direkten Zwang sprechen. Die anderen, und somit die absolute Mehrheit, wurden entweder durch Einberufungsbescheiden, zur Arbeit verpflichtet oder eingezogen, weil sie zu Jahrgängen gehörten, die als Arbeiter eingesetzt werden sollten, oder aber den deutschen Anwerbern der…
Die größte Gruppe waren die Italienischen Militärinternierten (IMI), eine von den militärischen und politischen Behörden des Dritten Reichs verwendete Bezeichnung für Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Streitkräfte des Königreichs Italien, die von der Wehrmacht in den Tagen nach dem 8. September 1943 im italienischen Staatsgebiet, in Südfrankreich und auf dem Balkan gefangen genommen wurden. Durch die Einstufung als Militärinternierte anstatt – wie völkerrechtlich vorgesehen – als „Kriegsgefangene” konnte Berlin sie dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) in Genf entziehen und gleichzeitig die Idee der Achse zwischen den beiden faschistischen Großmächten Deutschland und Italien (Letzteres in Gestalt der RSI) mit…