Riproduci video

ITALIENISCHE ARBEITSKRÄFTE IM REICH
1938-1945 in NS-Deutschland

Diese Ausstellung rekonstruiert die Geschichte von 1,2 Millionen italienischen Männern und Frauen, die in NS-Deutschland als Arbeitskräfte in der Kriegswirtschaft eingesetzt wurden. 1,2 Millionen Menschen – 1,2 Millionen Geschichten.

Alle dieser Arbeitskräfte hatten eine Familie, Eltern, Kinder und Geschwister. Die Zahl der direkt betroffenen Personen beträgt also über fünf Millionen.

Wann? Über einen Zeitraum von 7 Jahren: von 1938 bis 1945.

In diesen sieben Jahren war das faschistische (erst monarchisch-faschistische, dann republikanisch-faschistische) Italien mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündet. Denn der erste in Italien von Benito Mussolini errichtete Faschismus der Geschichte hatte sich mit dem analogen Regime in Deutschland vereint, das von Adolf Hitler, dem „besten” Schüler des Duce, geschaffen worden war.

Doch auch wenn das Bündnis fünf Jahre lang (1938-1943) auf Augenhöhe zu funktionieren schien, so machte die Krise im Sommer 1943 (Sturz Mussolinis am 25. Juli, Waffenstillstand zwischen der Badoglio-Regierung und den westlichen Alliierten am 8. September) Italien zu einem „besetzten Verbündeten”; die Bedingungen der Italiener, die sich noch in Deutschland befanden (100.000 von den 500.000 Personen, die im Laufe der ersten fünf Jahre nach Deutschland gegangen waren), verschlechterte sich. Außerdem nahmen die Rekrutierungsmethoden der deutschen Besatzer, unterstützt durch das Salò-Regime, immer mehr die Formen des Zwangs an, die zuvor in Mittel- und Osteuropa, insbesondere in den besetzten Gebieten der UdSSR, angewandt worden waren.

Die 1,2 Millionen Geschichten, die zu erzählen hier versucht wird, sind also keineswegs alle gleich! Im Gegenteil, sie unterscheiden sich teilweise ganz wesentlich voneinander.

Neben den 400.000 Personen, die zwischen 1938 und 1942 Italien verließen und vor der Krise wieder nach Italien heimkehrten, die also relativ frei waren, einigermaßen gut bezahlt wurden und ihren Familien Geld schicken konnten, gab es nämlich weitere 100.000, die – obwohl sie Italien früher verlassen hatten – auf deutschem Gebiet festsaßen, weitere 100.000, die zwischen Oktober 1943 und März 1945 hauptsächlich zwangsrekrutiert wurden, sowie die 650.000 italienischen Soldaten, die unmittelbar nach dem 8. September in die Gefangenschaft der Wehrmacht gerieten und mit Ausnahme der Offiziere sofort als Arbeitskräfte eingesetzt wurden, und schlussendlich diejenigen, die in das System der SS-Konzentrationslager deportiert wurden, entweder weil sie von den Besatzern und dem Salò-Regime als Gegner angesehen wurden oder Juden waren.
Die Zahl der Gegner und Juden beläuft sich auf etwas mehr als 30.000. Auch sie waren zu dem Zeitpunkt (ab 1942) den Belangen der Kriegswirtschaft unterworfen. Die Gegner wurden unmittelbar zu produktiver Arbeit eingesetzt, um eliminiert zu werden, sobald sie nicht mehr gebraucht wurden. Die Juden wurden bei ihrer Ankunft in Auschwitz hingegen selektiert und bei scheinbarer Untauglichkeit sofort getötet.

Viele der Geschichten sind daher auch vollkommen unterschiedlich. Aber für die Geschichte Italiens und Europas sind sie alle von Bedeutung.
Ein Dreivierteljahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es nicht nur richtig, sondern auch unsere Pflicht, an sie zu erinnern und sie nicht zu vergessen.

Die Bereiche der virtuellen Ausstellung