Die verschiedenen Kategorien von Italienern auf deutschem Gebiet

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Von den etwa 900.000 Italienern, die sich in den letzten zwanzig Monaten des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Gebiet aufhielten, waren 800.000 erst nach dem 8. September 1943 dorthin gebracht worden. Die anderen 100.000 waren schon früher im Rahmen bilateraler Wirtschaftsabkommen in Deutschland angekommen, die die Entsendung italienischer Landwirtschafts- und Industriearbeiter ins Reich vorsahen. Insgesamt waren zwischen 1938 und 1943 etwa 500.000 Arbeiter – Männer und Frauen – in verschiedenen Bereichen der deutschen Kriegswirtschaft beschäftigt. Am 27. Juli 1943 stoppte Heinrich Himmler als Chef der deutschen Polizei die Rückführung derjenigen, die noch in Deutschland arbeiteten (etwa 100.000, siehe oben). Der Status der italienischen Hilfsarbeiter und Bauhandwerker wurde dadurch zu dem von Zwangsarbeitern. Auch im weitesten Sinne können die Mitglieder dieser Gruppe jedoch nicht als „Deportierte” bezeichnet werden, da ihre Überführung ins Reich nicht unter Zwang erfolgte. Stattdessen könnten die anderen 800.000 mit einer zahlenmäßig kleinen Ausnahme, auf die weiter unten eingegangen wird, als solche betrachtet werden. Ihre Einordnung in das komplexe Gefüge des nationalsozialistischen Systems und seines vielgestaltigen Konzentrationslagerapparates war jedoch so unterschiedlich und ihr Schicksal unter dem entscheidenden Gesichtspunkt des Überlebens so uneinheitlich, dass die Kategorie „Deportation”, sofern sie eben im weiteren Sinne verwendet wird, zu allgemein ist und daher wenig analytischen und kognitiven Nutzen hat.