Die progressive Annäherung zwischen dem monarchisch-faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland

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Italien war die Wiege des faschistischen politischen Modells, das sich nach 1922 über die Landesgrenzen hinaus durchsetzen und ausbreiten sollte. In Deutschland wurde dieses Modell ab 1933 mit extremer Radikalität aufgenommen und umgesetzt. Obwohl das monarchisch-faschistische und das nationalsozialistische Regime durch geopolitische und wirtschaftliche Interessenkonflikte getrennt waren, die insbesondere Österreich und allgemein den Balkan-Donau-Raum betrafen, konnten sie nicht umhin, sich zu einem politischen Projekt zusammenzuschließen, das auf die Zerstörung des internationalen Gefüges und des aus dem Ersten Weltkrieg und den nachfolgenden Friedensverträgen resultierenden Kräftegleichgewichts abzielte. Das deutsch-italienische Abkommen nahm ab 1934 Gestalt an, kurioserweise zur gleichen Zeit wie die politischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Hauptstädten über die österreichische Frage und der Putschversuch der örtlichen Nationalsozialisten, als das erste allgemeine Verrechnungsabkommen unterzeichnet wurde, das den Handel und den Finanzaustausch zwischen den beiden Staaten auf der Grundlage der vom Reichsbankpräsidenten und Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht verkündeten Theorie des „Bilateralismus” regeln sollte. Das Abkommen wurde im darauf folgenden Jahr (1935) durch eine Reihe von bilateralen Verträgen in verschiedenen Bereichen gefestigt, denen Mussolini den glücklichen Namen „Achse” gab (in der italienischen Presse war stets von „Rom-Berlin”, in der deutschen Presse von „Berlin-Rom” die Rede, wobei im letzteren Fall sowohl die alphabetische Reihenfolge als auch die tatsächlichen Machtverhältnisse zwischen den beiden Mächten stärker zur Geltung kamen). Noch vor Zustandekommen des so genannten Stahlpakts (1939) entwickelte die „Achse” eine Reihe von bilateralen Wirtschaftsverträgen, die ab 1937 die Entsendung italienischer Arbeitskräfte jenseits des Brennerpasses vorsahen, um den Bedarf der deutschen landwirtschaftlichen und industriellen Produktion zu decken. Im Übrigen war es später Benito Mussolini selbst, der Adolf Hitler in einem Briefwechsel zwischen Mai und Juli 1939 versprach, ihm „so viele Arbeiter wie möglich zu schicken”.