UMBRIEN

In der nicht spannungslosen Zusammenarbeit mit dem Provinzleiter Armando Rocchi verübten die deutschen Besatzer in den Gebieten, in denen Partisanenbrigaden operierten, neben Massakern, Anschlägen und Erschießungen auch Razzien zur Zwangsarbeit in Deutschland. Einzelne Entsendungen von Zwangsarbeitern betrafen hauptsächlich die ländlichen Gebiete, in denen es auch Rekrutierungsmaßnahmen zur Arbeit gegeben hatte, und umfassten sowohl die Berg- als auch die Stadtgebiete der Region. Die kapillare Erfassung der Arbeitsverweigerer durch die Besatzer zielte nicht nur auf die Identifizierung der Widerständler ab, sondern auch auf die Erkennung von Gebieten, in denen Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Die direkt betroffenen Kommunen und Gebiete in der Region…

TOSKANA

Auch in der Toskana begannen die Maßnahmen zur Anwerbung von Arbeitskräften kurz nach der Ankunft der Besatzer. Die deutschen und italienischen Behörden agierten dabei auf mehreren Ebenen: Zunächst wurde versucht, Freiwillige zu rekrutieren. Dies geschah durch eine intensive Propagandakampagne, die zum einen die Mobilisierung der Gewerkschaftsorganisationen und zum anderen die Verteilung von Plakaten, Flugblättern, Zeitungsanzeigen und Freizeitveranstaltungen umfasste, die Arbeiter und Arbeitslose zusammenbringen sollten (siehe Abschnitt Die Propaganda auf lokaler Ebene). Bereits im Herbst 1943 wurden jedoch – jedenfalls in den Provinzen Florenz und Massa Carrara (damals Apuania) – Razzien in der Zivilbevölkerung und Verhaftungen von mutmaßlichen Antifaschisten gemeldet, die…

TURIN UND UMGEBUNG

Das Gebiet um Turin spielte, wie das gesamte Industriedreieck, eine enorme Rolle bei der Rekrutierung von Arbeitskräften für Deutschland, sowohl vor als auch nach dem 8. September 1943. Nach dem Waffenstillstand und der Besetzung war das Piemont die Region Italiens mit der vierthöchsten Zahl an ins Reich entsandten Personen: allein aus der Provinz Turin kamen über 7.000 Arbeiter. Abgesehen von denjenigen, die „freiwillig” gingen, wurden die besten Ergebnisse mithilfe der Zwangsrekrutierung durch nazifaschistische Razzien und durch „Gefängnisaktionen” erzielt, d.h. durch die Leerung der Gefängnisse in den Gebieten der Nationalsozialisten und der Salò-Regierung, die durch die Vereinbarungen zwischen Mussolini und Hitler…

SIZILIEN

Wie auch in einem großen Teil des Südens, mit der einzigen Ausnahme der Provinz Bari, kam es in Sizilien erst ab 1940 zur „freiwilligen” Auswanderung ins Reich. Bei den ersten Rekrutierungen für die Landwirtschaft verlangten die Deutschen nämlich nach Fachkräften für den Anbau von Rüben und Kartoffeln. Erst später, ab 1941, führte der Druck aus den südlichen Vorstädten, auch eigene Arbeitskräfte zu beschäftigen, schließlich zu kontingentierten Abwanderungen aus dem Süden, auch für landwirtschaftliche Arbeiten. Ebenfalls ab 1940 wandte sich die deutsche Nachfrage nach Arbeitskräften für das Baugewerbe, den Bergbau und den Schiffbau auch dem Süden zu. Kennzeichnend für Sizilien war…

SARDINIEN

Ab dem 8. September zogen die deutschen Truppen mit den mechanisierten Teilen der 90. Panzergrenadierdivision, wie mit dem italienischen General Antonio Basso für eine kampflose Evakuierung von der Insel vereinbart, eine Woche lang aus Sardinien ab. Es gab also keine der zahlreichen tragischen Episoden, die die Halbinsel mehr als anderthalb Jahre lang mit Blut überzogen, und es wurden auch keine Menschen aus Sardinien rekrutiert, um sie entweder als politische Deportierte ins KL oder als Juden nach Auschwitz oder als Militärs ins Stalag und Oflag oder als Zwangsarbeiter in das von GBA Fritz Sauckel kontrollierte System zu schicken. Das bedeutet aber…

TRIENT und BOZEN

Ein Oberkommissar, der Gauleiter von Tirol Franz Hofer, wurde an die Spitze der OZAV gestellt. Die nationalsozialistische Politik in diesem Gebiet sah von Anfang an den künftigen Anschluss Südtirols an Deutschland und die „Germanisierung” Südtirols vor. In diesem Zusammenhang wurde Südtirol vor allem im Laufe des Jahres 1944 zu einem Gebiet, in das zahlreiche Menschen deportiert wurden, um dort als Zwangsarbeiter eingesetzt zu werden, insbesondere in den Fabriken der Außenlager und in denen des Polizei- und Durchgangslagers in Bozen. Das Lager war auch ein wichtiges Instrument, um Deportierte über den Brennerpass zu schicken, die dann größtenteils als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.…

BELLUNO

Die Präsenz von Arbeitern aus Belluno im Reich in den Jahren 1938-1945 war sehr hoch, aber sie muss im Rahmen einer langjährigen saisonalen Migrationstradition gesehen werden. Ende Juli 1941 belief sich die Zahl auf 3.826 Personen. Ab 1942 ging die Abwanderung von Arbeitskräften, die entweder Mitglieder faschistischer Gewerkschaftsorganisationen waren oder von in Deutschland tätigen italienischen Unternehmen angeworben wurden, deutlich zurück. Ende 1943 befanden sich auf jeden Fall 1.936 Industriearbeiter in den Reichsländern. Die meisten von ihnen wurden nach dem 25. Juli gefangen genommen. Im folgenden Frühjahr kamen noch 500-600 landwirtschaftliche Saisonarbeiter hinzu, was die Gesamtzahl auf etwa 2.500 ansteigen ließ.…

OZAV – Operationszone Alpenvorland

Nach dem am 10. September 1943 von Hitler verkündeten Befehl, der Italien in „Operationszonen und restliche besetzte Gebiete” aufteilte, wurden die Provinzen Trient, Bozen und Belluno, von dem die Gemeinden Cortina d’Ampezzo, Livinallongo del Col di Lana und Colle Santa Lucia abgetrennt und Bozen angegliedert wurden, Teil der Operationszone Alpenvorland (OZAV). Zum Oberkommissar wurde der Tiroler Landeshauptmann Franz Hofer ernannt, der entschlossen war, die alte, zwischen Italien und dem Reich geteilte Grafschaft Tirol wieder zu vereinen. In diesem Kontext, der bereits durch die 1939 eingeführten Optionen geprägt war, die den deutschsprachigen Südtirolern die Möglichkeit gaben, Italien zu verlassen und in…

1. OPERATIONSZONE „ADRIATISCHES KÜSTENLAND”

Die deutsche Besetzung des oberitalienischen Adriaraums war die Geburtsstunde der Operationszone „Adriatisches Küstenland” (OAK). Dabei wurde die italienische Souveränität aufgehoben. Sie machte der deutschen Zivilverwaltung Platz, die direkt von Hitler abhing. Wie in anderen europäischen Regionen, die formell oder konkret an das Reich angegliedert wurden, wurde die Kontrolle dem Reichsstatthalter eines benachbarten Gaues übertragen: dem Gauleiter von Kärnten Friedrich Rainer. „Oberster Kommissar” Rainer übernahm somit die absolute Macht in Politik, Justiz und Wirtschaft und verpflichtete sich, den Bedarf der deutschen Kriegswirtschaft an Arbeitskräften zu decken, indem er die freiwillige Verpflichtung zur Arbeit im Reich förderte. Neben der Anpreisung der wirtschaftlichen…

2. REKRUTIERUNG VON ARBEITSKRÄFTEN IM „ADRIATISCHEN KÜSTENLAND”

Obwohl das Arbeitsamt des “Hohen Deutschen Kommissars” die Anwerbung von ins Reich zu entsendenden Arbeitskräften verstärkt hatte, die von den Arbeitsämtern der Provinzen durchgeführt wurde, blieb die Reaktion der Arbeiter weit hinter den Erwartungen zurück. Der Oberste Kommissar hielt zwar weiterhin daran fest, dass die Anwerbung auf freiwilliger Basis erfolgen sollte, zwang aber Menschen, die bereits in Unternehmen beschäftigt waren, die nichts mit der Kriegswirtschaft zu tun hatten, ins Reich zu gehen.  Parallel dazu gab Rainer am 29. November 1943 einen Aufruf zum Kriegsdienst heraus, dem Aufforderungen zum Arbeitsdienst mit Einberufungsbescheid per Postkarten vom 5. März, 30. Juli und 14.…