LOMBARDEI

Als sozioökonomisch wichtigste Region Italiens zählte die Lombardei bei der letzten statistischen Erhebung vor dem Krieg mehr als eine Million Erwerbstätige in der industriellen Produktion. Neben dieser starken industriellen Konnotation verfügte die Region auch über eine florierende landwirtschaftliche Produktion, vor allem in den wasserreichen Gebieten der unteren Po-Ebene, sowie über große Naturschätze wie bedeutende Wälder und mehrere Bergbauzentren. Es handelte sich um ein Gebiet mit beträchtlichen materiellen Ressourcen, zu denen noch eine große Zahl unterschiedlich spezialisierter Arbeitskräfte hinzukam. Diese stellten für den Kriegsbedarf des Dritten Reiches eine wertvolle Quelle dar, aus dem es schöpfen konnte, um seinen wirtschaftlichen Bedarf zu…

LIGURIEN

In Ligurien, einer Region mit industriell geprägter Wirtschaft und kargem Land, wurden im Laufe der Zeit und je nach Ort unterschiedlich intensiv ALLE von den Besatzern und der RSI eingeführten Praktiken übernommen, um Arbeitskräfte für das Reich anzuwerben:     1. Ermutigung zur freiwilligen Rekrutierung;    2. direkte Überstellung von Arbeiterkontingenten durch Unternehmen;    3. Verpflichtungen;    4. Einberufung bestimmter Jahrgänge. Angesichts der im Verhältnis zu den Zielen schlechten Ergebnisse bedienten sich die Nazi-Faschisten brutalster Zwangsmaßnahmen:     1. Razzien gegen Partisanen, in Fabriken und unter Streikenden;    2. städtische Massenverhaftungen von politischen Gegnern, Arbeitslosen,           …

EMILIA

Die Anwerbung von Arbeitskräften für Deutschland aus der Region Emilia von 1943 bis 1945 fand auf zwei sehr unterschiedliche Weisen statt. In der Provinz Modena, wo die Auswanderung einzelner Arbeiter oder Bauernfamilien nördlich der Alpen in den vorangegangenen fünf Jahren aufgrund der bilateralen Pakte zwischen Italien und Deutschland als Reaktion auf die Arbeitslosigkeit weit verbreitetet war, begünstigte die Auswanderungstradition im ländlichen Kontext zumindest in der Anfangsphase die Annahme der von den faschistischen Behörden nach dem 8. September 1943 beschlossenen Anwerbepläne. Die Organisation der Anwerbung, die durch die Vermittlung der faschistischen Gewerkschaftsorganisation (Unione provinciale fascista degli agricoltori; Provinzialer faschistischer Bauernverband) durchgeführt…

KAMPANIEN

Im Morgengrauen des 23. September 1943 begann die Wehrmacht in Kampanien mit der ersten und größten Razzia unter der Zivilbevölkerung während der gesamten Besatzung. Innerhalb weniger Tage wurden nach deutschen Angaben fast 20.000 Männer auf dem Gebiet der damaligen Provinz Neapel (heute aufgeteilt in Neapel und Caserta), teilweise in den Provinzen Benevento und Salerno sowie in einem Teil des südlichen Latium zwischen Gaeta, Formia, Minturno und Castelforte gefangen genommen. Diese „Menschenrazzia” fand parallel zu den Operationen mit dem Ziel statt, das Gebiet vor den alliierten Truppen – die noch wenige Tage zuvor am Brückenkopf in Salerno eingekesselt waren – als…

KALABRIEN

Kalabrien gehört zusammen mit der Basilikata, Kampanien, Apulien, Sardinien und Sizilien zu den Regionen Italiens, die die deutsche Besatzung und die anschließenden Entstehung der Italienischen Sozialrepublik gar nicht bzw. nur teilweise und für sehr kurze Zeit erlebt haben. Dies bewahrte sie, mit Ausnahme Kampaniens, dessen nördlicher Teil Massenverhaftungen und Razzien ausgesetzt war, vor Zwangsmaßnahmen.Die Abwanderung von Arbeitskräften fand in Kalabrien meist im Rahmen der zwischen dem monarchisch-faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1938 und 1942 vereinbarten Migrationsströme statt, die also nicht mit Zwangsrekrutierungen zu tun hatten.Aus Kalabrien kamen vor allem Bauarbeiter, aber ab 1941 auch eine große Anzahl von…

ABRUZZEN und LATIUM

Die Abruzzen und Latium waren während der deutschen Besatzung Teil der so genannten Fascia di Roma, und die Provinzen dieser beiden Regionen, die sich im unmittelbaren hinter der Front befanden, unterstanden den örtlichen Korpskommandos der Armee. Der größte Teil der Arbeitskräfte wurde für den Bau der Gustav-Bernhardt-Linie und für andere der NS-Armee dienliche Aufgaben eingesetzt. Kriegserfordernisse, Transportschwierigkeiten, die Feindseligkeit der lokalen Bevölkerung und der Boykott einiger lokaler Behörden führten dazu, dass aus diesen Gebieten nur wenige Tausend Arbeitskräfte ins Dritte Reich geschickt wurden. In den Abruzzen und in Latium wurde die Anwerbung und Betreuung der meisten Arbeiter durch das Ispettorato…